Bild des Monats November 2020: Herbstwald
Nach den bunten Herbstbildern aus dem Ahrtal kommt nun ein Bild, das für mich in fast idealer Weise den November symbolisiert: Im vorletzten Monat des Jahres ist oft düster, es ist ruhig und neblig und die Natur ist auf dem Weg in den Winterschlaf. Die Farben werden weniger und das Licht in der nebligen Luft ist weich und läßt die Dinge mehr erahnen, als dass sie deutlich sichtbar sind. Die Luft im Wald riecht nach feuchtem Moos und nach Pilzen.
In den letzten Tagen habe ich vergeblich auf Nebel in meiner Heimatgegend gewartet. Und wenn es dann vormittags mal neblig war, musste ich arbeiten. Aber letzte Woche war ich zweimal in Mannheim. Schon auf der ersten Hinfahrt über die A61 hüllte mich im Hunsrück dichter Nebel ein. Auf der Rückfahrt am Donnerstag bin ich dann von der Autobahn abgefahren und fand einen schönen Mischwald, der ziemlich genau meinen Vorstellungen entsprach. Eigentlich hätte ich mir noch ein paar Sonnenstrahlen gewünscht, die den Nebel durchschneiden, aber im Nachhinein gefällt mir die Stimmung, die ich vorgefunden habe, sehr gut.
Es war sehr still, als ich mit Kamera und Stativ durch den Wald pirschte. Nur die Tropfen, die von den Ästen auf den Boden fielen, und das Rauschen der fernen Autobahn waren zu hören. Ich konnte die feuchte Luft spüren und riechen. Die Bäume standen in unregelmäßigen Abständen, aber nicht in Gruppen beieinander. Der Boden war eben und gleichmäßig mit dunkelorangefarbenem Laub bedeckt.
Ich machte einige Bilder, meistens mit längerer Brennweite und weit offener Blende. So konnte ich mit knapper Schärfentiefe die Details betonen und mit Unterstützung des Nebels die Umgebung und vor allem den Hintergrund zurückweichen lassen.
Das Bild, das ich heute zeigen möchte, glänzt nicht durch spektakuläres Licht oder eine atemberaubende Landschaft. Es ist ein sehr ruhiges Herbst- oder Waldbild mit weichem Licht, zarten Kontrasten und vielen Tonwerten.
Die Eiche rechts im Vordergrund ist das zentrale Element des Bildes. Ich fand sie sehr schön, da sie trotz ihres Stammumfanges ein schöne feine und gleichmäßige Rinde besitzt. Der Fuß des Baumes war mit frischem grünem Moos bewachsen.
Der Boden rund um meinen Baum war eben und gleichmäßig mit Laub bedeckt und es war kein Gestrüpp, tote Äste oder Büsche vorhanden, die den Blick hätten ablenken können.
Nach hinten verschwand der Wald immer mehr im Nebel, alles wurde heller und die Details lösten sich auf. Dadurch entstanden viele Ebenen im Bild, die sich durch Struktur, Helligkeit, Kontrast und Details unterschieden.
Das Bild wird bestimmt durch die Linie, die das Auge aus dem hellen Zentrum über den Fuß des Baumes und das bemooste Wurzelstück in die rechte untere Bildecke führt. Dadurch entsteht eine nach rechts abfallende Linie. In unserer westlichen Welt, in der wir Dinge von links nach rechts betrachten, wirken nach rechts abfallende Linien ja eher negativ. Ich habe daher mit dem Gedanken gespielt, das Bild zu spiegeln, um eine „positive“, ansteigende Sichtachse zu erzeugen. Letztendlich habe ich mich aber für den „negativen“ Verlauf entschieden. Erstens hat der späte Herbst etwas Negatives in dem Sinne an sich, dass die Vegetation erstarrt, es dunkel wird, das Jahr sichtbar zu Ende geht. Zweitens hätte sich in der gespiegelten Version die Eiche stark gegen die Sichtachse gestemmt. Und drittens gefällt mir das Bild in der Originalversion besser, weil es der Situation vor Ort entspricht. Wenn ich das Bild nicht selbst gemacht hätte, wäre mein Urteil vielleicht ein anderes.
In der Nachbearbeitung habe ich diesmal ein wenig mehr gemacht als üblich:
- die Lichter angehoben, um den nebligen Hintergrund besser zu betonen,
- Struktur und Klarheit angehoben, um die Details des Vordergrundes zu betonen,
- Sättigung im Vordergrund leicht erhöht, um die Farbe des Laubes ein hervorzuheben,
- den linken und rechten Bildrand leicht abdunkelt,
- den Wald im Hintergrund „abgekühlt“ durch einen Verlauf, in dem ich die Farbtemperatur in Richtung blau geschoben habe,
- und das helle Zentrum durch einen radialen Verlauf betont.
Hier die technischen Daten des obigen Bildes:
- Kamera: Nikon Z7
- Objektiv: Nikkor Z 70-200/2.8 S
- Brennweite: 75 Millimeter
- Belichtungszeit: 1/13 Sekunde
- Blende: 2.8
- ISO 64
- Stativ
Mit dieser finalen Version bin ich sehr zufrieden und denke, dass das Bild einen Platz an meiner Wand bekommt.
Gefällt Euch das Bild? Ich freue mich auf Eure Kommentare. 🙂
Impressum | Datenschutzerklärung | Urheber aller Bilder, soweit nicht anders vermerkt, ist Thomas Zilch
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!