Gastbeitrag: So bereitest Du Deine eigene Fotoausstellung vor

Heute präsentiere ich einen Gastbeitrag von Christian Mütterthies. Christian ist erfahrener Naturfotograf, sehr aktiv im Fotoclub „Tele Freisen“ sowie immer unterwegs als Organisator, Mentor und Coach bei Fotoreisen und Workshops.

Christian gibt wertvolle Tipps, was ihr beachten solltet, wenn Ihr eine eigenen Fotoausstellung organisieren wollt. Er berichtet hier aus eigener Erfahrung, also freut Euch auf einen authentischen Bericht. Lassen wir wir Christian also zu Wort kommen.

Ich stelle zu Beginn dieses Beitrages gleich mal eine provokative Frage: „Sind Dir Deine Bilder nicht zu schade, um sie von Facebook und Instagram auf Miniaturgröße reduzieren und durch einen fremden Algorithmus jagen zu lassen, der bestimmt, wer sie zu Gesicht bekommt?“

Genau diese Frage stellte ich mir zusammen mit Daniel Spohn von „Natur im Fokus“ vor einigen Jahren. Wir hatten auf unseren Reisen und auch zuhause vor der Haustür inzwischen so einiges an Bildern angesammelt. Nun wollten wir diese aus der digitalen Welt herauslösen und eine eigene Ausstellung mit gedruckten Bildern auf die Beine stellen.

Zu dem Zeitpunkt, als ich diesen Bericht schreibe, sind es schon fünf Ausstellungen und diverse Multivisionen geworden. Wo auch immer es geht, zeigen wir unsere Bilder in gedruckter Form oder auf großen Leinwänden. Ich behaupte ganz einfach, dass jeder Fotograf, der seine Bilder jemals als großen Druck oder auf einer 4 mal 6 Meter großen Leinwand gesehen hat, genau weiß, warum wir dies tun.

Nun aber zum eigentlichen Aufhänger hinter diesem Bericht: Wie gehen wir an die Organisation einer Fotoausstellung heran?

Um eine Ausstellung erfolgreich durchführen zu können, müssen einige Dinge beachtet und in einer gewissen Reihenfolge erledigt werden. Selbstverständlich wird sich auch hier die Handschrift des Fotografen zeigen. Hier nun die wichtigsten Punkte, die zu beachten und zu bearbeiten sind:

  • Was ist die Idee der Ausstellung?
  • Welchen Titel trägt die Ausstellung?
  • Wie soll gedruckt werden?
  • Wie viele Bilder sollen gezeigt werden?
  • Welche Rahmen werden genutzt? Kommen Passepartouts zum Einsatz?
  • Werden Bildzettel benötigt?
  • Welches Budget steht zur Verfügung?

Die Idee der Ausstellung: Ich bin der Meinung, dass eine gute Ausstellung eine Idee oder besser ein Thema haben sollte. Eine gewisse Bildsprache oder der Bildinhalt ist oftmals hilfreich, um der Ausstellung ein Thema zu geben. Beispiele hierfür können Themen wie Naturfotografie, Makros, People, Schwarz-Weiß oder auch Konzertfotografie sein. Dadurch reduzierst Du die Ausstellung zwar auf ein Thema, gleichzeitig verstärkst und verbesserst Du aber die Aussage der Ausstellung.

Der Titel der Ausstellung: Dieser sollte sich unmittelbar an das Thema der Bilder anpassen und im Idealfall schon auf diese hinweisen. Bei einem Titel wie „Natur im Fokus“ ist sofort klar, dass es um Naturfotografie geht. Aus der Idee heraus entsteht schnell ein Titel, welcher Fotografen und andere interessiere Personen, aber auch mögliche Aussteller auf Deine Ausstellung aufmerksam macht.

Wie soll gedruckt werden? Eine schwierige und wichtige Frage, die von vielen Faktoren beeinflusst wird. Wollen wir auf Alu-Dibond oder Forex drucken? Vielleicht aber auch auf Papier mit Passepartout? Wo hängt die Ausstellung (Indoor/Outdoor)? Es sind sehr individuelle Entscheidungen zu treffen, die ohne Sponsoren auch schnell vom verfügbaren Budget gesteuert werden.

Wir haben uns für Rahmen mit Passepartout entschieden, weil wir sicher sind, dass wir zunächst nur in Innenräumen präsentieren werden.

Wie viele Bilder soll die Ausstellung zeigen? Meiner Erfahrung nach sollten auf einer Ausstellung mindestens 30 Bilder in einer ordentlichen Größe hängen. Wir haben rund 50 Bilder gedruckt und variieren auf den Ausstellungen je nach Thema und Ausstellungsort. Zum Beispiel sagen manche Veranstalter, dass sie keine Schlangen sehen möchten. Oder es ist in den Räumlichkeiten nur möglich, eine bestimmte Anzahl an Bildern zu hängen. Durch eine gewisse Reserve an Bildern kann die Ausstellung immer angepasst werden.

Welche Rahmen und Passepartout werden genutzt? Mit der Erfahrung von einigen Ausstellungen und durch Tipps aus meinem Fotoclub, kann ich hier eine klare Empfehlung aussprechen: Wir nutzen die Alu-Rahmen der Fa. Effect in der Größe 50 mal 70 Zentimeter mit einem fünf Zentimeter breiten umlaufenden weißen Passepartout. Die Drucke an sich sind damit 40 mal 60 Zentimeter groß und entsprechen dem 2:3-Format unserer Kameras.

Ich kann nur davor warnen, mit bunten Passepartouts und unterschiedlichen Schnitten zu spielen. Das sieht meist ziemlich unruhig aus.

Werden Bildzettel benötigt? Hier kann ich kurz und knapp sagen: „Ja!“. Der Bildzettel hängt in der Nähe des Bildes an der Wand und beinhaltet einige Informationen zum Bild, wie zum Beispiel Bildtitel, Autor, Ort, Land, wichtige EXIF-Daten, Preis und vieles mehr. Auch ist ein QR-Code möglich, der zur eigenen Homepage führt.

Welches Budget steht zur Verfügung? Ein sehr entscheidender Punkt, der bereits in der Planungsphase der Ausstellung berücksichtigt werden muss. Wir konnten über die Jahre grob ermitteln, dass uns ein gedrucktes Bild mit Rahmen ca. 50 Euro kostet. Bei 50 Bildern bedeutet das eine Investition von rund 2500 Euro. Für die Vernissage (Essen, Trinken, Musik) kommen schnell weitere 500 Euro zusammen. Das ist eine ganze Stange Geld, die hier in die Hand zu nehmen ist.

Wie kann ich nun Kosten einsparen? Hier kommen Sponsoren ins Spiel. Nur wie kommt man Sponsoren? Ein paar Beispiele dazu: Redet mit dem Veranstalter, ob er Rahmen hat, ob sich an den Kosten für die Vernissage beteiligt oder ob er im Idealfall sogar für das komplette Rahmenprogramm sorgt. Vielleicht könnt ihr in eurem Fotoclub Unterstützung bei Druck und Rahmen bekommen? Wenn ihr in den Räumlichkeiten einer großen Firma ausstellt, kann es interessant sein, der Firma nach der Ausstellung einige Bilder zu verkaufen. Findet Sponsoren für Flyer und Plakate.

Wie findet man nun einen Ausstellungsraum und was gibt es in der Vorbereitung der Ausstellung alles zu tun?

  • Wie finde ich einen Ausstellungsraum?
  • Wer ist Veranstalter der Ausstellung?
  • Vor-Ort-Termin machen!
  • Zeitrahmen abstecken und Vernissage planen
  • Aufhängen der Bilder

Wie finde ich einen Ausstellungsraum? Hier ist schlicht und ergreifend Networking und Fleißarbeit zu leisten. Öffentliche Gebäude, Krankenhäuser, Hallen, Firmengebäude und viele mehr sind geeignet, um unsere Bilder zu zeigen. Schaut euch andere Fotoausstellungen an und sprecht vor Ort mit dem Veranstalter. Wir waren zum Beispiel 2019 bei der Arbeitskammer des Saarlandes zu Gast.

Wer ist Veranstalter der Ausstellung? Es ist sehr wichtig, einen Veranstalter der Ausstellung festzulegen. Einmal aus versicherungstechnischen Gründen, aber auch aus finanziellen Gründen. So wird sich der Veranstalter, der sich mit Euren Bildern in seinen Räumlichkeiten schmücken darf, sicher erkenntlich zeigen. Hier ist eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig.

Vor-Ort-Termin machen! Ein sehr wichtiger Punkt. Fahrt frühzeitig selbst zum Ort der Ausstellung und macht Euch ein Bild der Situation dort. Die Veranstalter wissen oft nicht, wie viel Platz ein Bild benötigt und wie das Licht gesetzt werden muss. Ihr könnt auch nur vor Ort feststellen, wie viele Bilder überhaupt in die Räumlichkeiten passen und ob das Licht so ist, dass eure Bilder gut zur Geltung kommen. Wo kann das Buffet und wo wird das Rednerpult stehen? All das sind wichtige Punkte, die vorher verbindlich zu klären sind.

Zeitrahmen abstecken und Vernissage planen: Organisatorisch ist dies vielleicht der dickste Brocken der ganzen Ausstellung. Eine Vernissage muss es meiner Meinung nach immer geben. Hier können Freunde, Geschäftspartner, Presse und die lokale Bevölkerung eingeladen werden. Auf der Vernissage hat es sich als sehr schön erwiesen, wenn ein Laudator ein paar Worte spricht. Auch die Veranstalter legen Wert darauf, ihre Gäste zu begrüßen und die Ausstellung zu eröffnen. Eine Ausstellung ohne Vernissage zu eröffnen, ist nicht nur unprofessionell, sondern die Ausstellung wird dann dem Einsatz von Fotografen, Sponsoren und Veranstalter nicht gerecht.

Schafft eine angenehme Atmosphäre auf der Veranstaltung. Beim Essen von kleinen Häppchen und bei einem guten Sekt sind schon so manche Pläne geschmiedet und Bilder verkauft worden.

Aufhängen der Bilder: Macht das auf keinen Fall, und ich meine auf gar keinen Fall, auf den letzten Drücker. Die Bilder sollten im Idealfall zwei bis drei Tage vor der Vernissage hängen. So kannst du noch auf unvorhergesehene Dinge reagieren. Bilder können Wellen schlagen, das Licht muss nochmal gerichtet werden oder die Bildzettel halten nicht an der Wand. Vieles kann passieren. Extrem wichtig ist es, dass die Bilder exakt gerade hängen, hier sind Wasserwaage oder gar ein Laser sehr hilfreich.

Christian-Mütterthies-14: Logo "muetterthies.de"
Christian-Mütterthies-15: Logo "Natur im Fokus"

Das war der Gastbeitrag meines Fotofreundes Christian Mütterthies. Ich bin sicher: Wenn Ihr diese Punkte berücksichtigt, wird auch Eure Ausstellung zu einem Erfolg.

Oder habt Ihr schon selbst Erfahrungen mit Fotoausstellungen gesammelt und habt weitere Tipps auf Lager? Oder habt Ihr weitere Fragen an Christian? Dann benutzt die Kommentarfunktion der Webseite!

Besucht Christian auf seiner Webseite und erfahrt viele interessante Dinge rund um die Naturfotografie. Und wenn Ihr Lust auf Mehr habt, dann schaut mal rein bei „Natur im Fokus“ . Hier bieten Christian Mütterthies und Daniel Spohn Fotoreisen und Exkursionen zu vielen Orten der Erde und zu interessanten Themen an.

2 Kommentare
  1. Christian Mütterthies
    Christian Mütterthies sagte:

    Hallo Evi,

    vielen Dank für deinen Kommentar zum Beitrag. Es wird sicher bald wieder möglich sein Bilder auch in Ausstellungen zu präsentieren. Da bin ich mir sicher.

    Nun zu deinen Fragen.

    Wir haben in dem Sinn keine extra Druck Proben anfertigen lassen für die Ausstellungen. Vom Grundprinzip ist es so, dass wir immer mit dem gleichen Papier drucken lassen. Und natürlich immer beim gleichen Druckpartner. So konnten wir bei der Bestellung von 50 Bildern sehr sicher sein das die Drucke passen. Ich würde an dieser Stelle immer empfehlen ein Muster oder eine Probe zu erstellen, bevor der große Druckauftrag raus geht.

    Zur Vorbereitungszeit ist schwierig eine Aussage zu tätigen. Ich würde für die reine Vorbereitung mit Bildern aussuchen bis zum Druck mal gut 8h anlegen. Dann noch einige Telefonate zur Organisation, Bilder einlegen in die Rahmen, der Besuch an der Lokation vor der Ausstellung und das Auf/Abhängen. Alles in Allem geht da sicher 4-5 Tage ins Land.

    Ich hoffe, deine Frage beantwortet zu haben. Ansonsten einfach nochmal melden.

    GUTES LICHT
    Christian Mütterthies

    Antworten
  2. Evi Seeger
    Evi Seeger sagte:

    Bilder wollen gesehen werden, absolut richtig! Vielen Dank für diesen Beitrag. Da freut man sich umso mehr wieder auf die Zeit nach Corona, wenn es wieder möglich ist, Ausstellungen zu besuchen. Hilfreich ist sicherlich auch, wenn man im Vorfeld etwas „Pressearbeit“ vorbereitet, also ein paar Zeilen an die lokale Zeitungen und Journalisten schreibt um auf Ausstellungen aufmerksam zu machen.
    Habt ihr vor dem finalen Druck Probedrucke anfertigen lassen und würdet ihr das grundsätzlich empfehlen? Wieviele Tage/Wochen Vorbereitung habt ihr für eine Ausstellung benötigt?

    Antworten

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