Milchstrasse – es geht wieder los!
Seit kurzem ist wieder Milchstrassenzeit! Das Zentrum der Milchstrasse ist wieder sichtbar und lockt uns Fotografen zu unmöglichen Zeiten ins Freie, um es auf den Sensor zu bannen. Letzte Nacht war es wieder mal so weit. Nachdem ich am Vorabend Fotoausrüstung und warme Klamotten bereitgelegt und relativ früh ins Bett gegangen war, klingelte heute morgen um 2.30 Uhr der Wecker und trieb mich aus dem Bett. Schnell anziehen, zwei Tassen Kaffee trinken und ab an die Location!
Die Hohe Acht
Meine Fotokollegin Silke Schüttler und ich wollten uns in dieser Nacht die Milchstrasse von der Hohen Acht aus vornehmen. Die Hohe Acht ist mit etwa 746 Metern der höchste Berg der Eifel und befindet sich in der Nähe des Nürburgrings. Auf dem Gipfel steht ein 16 Meter hoher steinerner Aussichtsturm, der ständig geöffnet ist.
Gegen 03.45 Uhr machten wir uns vom Wanderparkplatz an der Landstraße 10 aus auf den Weg. Der Weg bergauf ist nicht schwierig und auch nicht lang, war aber mit festgetretenem Schnee und teilweise spiegelglattem Eis bedeckt. Gestern hatte ich meine Spikes noch in der Hand, dachte aber nicht im Traum daran, dass ich sie heute brauchen könnte. Auch wenn es unten im Wald mit -10°C schon ziemlich kalt war, herrschten auf dem Gipfel ganz andere Bedingungen. Oben auf dem Aussichtsturm pfiff ein scharfer Wind, was aus den tatsächlichen -10°C gefühlte -20°C werden ließ. Dummerweise befinden sich in der Brüstung des Turmes viele Durchbrüche. Wir konnten uns daher auch nicht hinter der Brüstungsmauer verkriechen, um uns vor dem Wind zu schützen.
Schöne Aussichten
Aber es half nichts, wir waren ja zum Fotografieren hier. Durch die trockene klare Luft hatten wir eine sehr gute Fernsicht. Ich war überrascht, wie hell der Himmel trotz der wenigen sichtbaren Ortschaften war. Der Mond war daran unschuldig, denn er war bereits um 3.53 Uhr untergegangen. In lichtverschmutzten Gegenden ist es besser, wenn man sich statt eines Aussichtsturm eine Location sucht, die in einem Kessel liegt. Dadurch ist es schwieriger, einen passenden Vordergrund für das Bild zu finden, aber die der helle Schein der Ortschaften wirkt sich nicht ganz so stark aus. Wir standen jedoch auf einen Turm. Das Galaktische Zentrum sollte laut TPE (App „The Photographer’s Ephemeris“) um 04.41 Uhr im Südosten sichtbar werden. Also bauten wir unsere Kameras auf und machten ein paar Testbilder. Durch die dicken Handschuhe und wegen des Windes war das nicht ganz einfach. Und langsam kroch die Kälte in die Klamotten…
Panorama und Kameraeinstellungen
Ich hatte mir vorgenommen, den kompletten Bogen der Milchstraße als Hochkantpanorama aufzunehmen. Dazu machte ich erst einige Testaufnahmen, um mich an die passenden Belichtungseinstellungen heranzutasten. Am Ende fotografierte ich mit folgenden Einstellungen:
- Belichtungszeit 20 Sekunden
- Blende 2.0
- ISO 1600
Als Objektiv verwendete ich an der Fuji X-T2 das Samyang 12/2.0 – mein Nachtobjektiv. Das Scharfstellen war einfach, da in den beleuchteten Ortschaften genügend punktförmige Lichtquellen als Hilfsziele vorhanden waren. Weitere Technik-Tipps zur Fotografie der Milchstraße findest Du in meinem Blogartikel „So fotografierst Du die Milchstraße“ (Link s.u.).
Eiseskälte…
Zwischendurch wurde es so kalt, dass wir die Stufen des Aussichtsturmes runter- und wieder hochliefen, um den Körper ein wenig zu erwärmen. Eine weitere Hilfe waren die Wärmepads, die wir in die Handschuhe gepackt hatten. Trotzdem war es ziemlich ungemütlich.
UPDATE: Michael Lauer hat kürzlich einen interessanten Blogartikel (Link s.u.) über die Qualität der Wärmepads verschiedener Hersteller veröffentlicht. Meine Pads von „TheHeatCompany“ haben in Michaels Test leider sehr schlecht abgeschnitten, so dass ich mich künftig auch neu orientieren werde. Wie habe ich mich vor der Kälte geschützt – oder es zumindest versucht? Über der normalen Unterwäsche trug ich lange Merino-Unterwäsche von Dilling. Diese hat mir, wie auch die Merinosocken von Woolpower schon im Februar 2017 auf den Lofoten gute Dienste erwiesen. An den Beinen trug ich meine Fjällräven Barents Pro Hose, die zwar nicht isoliert, dafür aber ziemlich winddicht ist. Am Oberkörper trug ich eine Microfaser- und eine Fleecejacke übereinander. Darüber dann meine Allwetterjacke mit Innenfutter. Den Kopf schützte ich mit einer Sturmhaube aus Fleece, über der ich eine Strickmütze trug. Darüber wiederum die Kapuze der Allwetterjacke. An den Fingern trug ich dünne Merinohandschuhe und darüber Fäustlinge, in die ich später die besagten Wärmepols einlegte. Und zu guter Letzt steckten die Füße in den dicken Schneestiefeln von Kamik. Aber auch dieser Körperpanzer hielt die Kälte nicht davon ab, bis auf die Knochen vorzudringen… Gegen 06.00 Uhr traten wir den Rückweg an, durchgefroren und mit tauben Zehen aber sicher, ein paar gute Bilder von der Milchstraße erbeutet zu haben.
Bildbearbeitung
Milchstraßenbilder sehen bei der ersten Sichtung in Adobe Lightroom immer etwas langweilig aus. Es ist notwendig, diese je nach persönlichem Geschmack mehr oder weniger zu bearbeiten. Tipps zum Bearbeiten von Milchstraßen-Bilder gibt mein Blogartikel „Die Milchstraße fotografieren“ (Link s.u.).
Das obige Bild ist aus sieben Hochkantaufnahmen entstanden, die ich in einem ersten Schritt von Adobe Lightroom zu einem Panorama zusammenrechnen ließ. Dabei verwendete ich die kugelförmige Projektion mit minimaler Randverkrümmung. Das Ergebnis beschnitt ich auf eine Größe von 10779 mal 4365 Pixeln. Nun ging es an die Bildbearbeitung, die nach dem Schema des oben genannten Blogartikels erfolgte.
Fazit
Zunächst einmal hat sich meine Kameraausrüstung, allen voran das Samyang 12/2.0 wieder einmal bewährt. Gerade in extremen Situation, wie sie aus meiner Sicht in dieser Nacht vorlag, ist es wichtig, die Ausrüstung beherrschen. Was ich damit meine, kannst Du in meinem Blogartikel „Master your gar“ (Link s.u.) nachlesen.
Gelernt habe ich, dass ich meinen Kälteschutz noch optimieren muss. Wie genau, darum werde ich mich nun kurzfristig kümmern. Gut, dass ich jemanden kenne, der sich mit so etwas auskennt… Und das Wichtigste: Ich bin heute gegen 07.00 Uhr morgens total zufrieden ins Bett gefallen und freue mich jetzt schon wieder auf die nächste Fototour!
Weiterführende Links
- So fotografiert Du die Milchstraße
- Website von Michael Lauer mit u.a. einem Vergleichstest über Wärmepads
- Die Milchstraße fotografieren
- Master your gear – Thesen über die Fotoausrüstung
In diesem Artikel wurden viele spezielle Ausrüstungsgegenstände erwähnt, die zum Beispiel über die folgenden Links erworben werden können:
- Merino Unterwäsche von Dilling
- Trekkinghose Barents Pro von Fjällräven
- Kamik Cody Schneestiefel
- Handschuhe von The Heat Company
- Jacke Triest von Schöffel
- Sturmhaube aus Fleece
- Cold Creme von Weleda
- Objektiv Samyang 12/2.0
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