Die Färöer-Inseln

Im Juni 2019 führte mich das Reisefieber mal wieder zu den Färöer-Inseln. Wer sie nicht kennt: Die Färöer sind eine Gruppe von 18 Inseln im Nordatlantik und befinden sich etwa auf halbem Weg zwischen Schottlands Nordspitze und Island. Die Inseln mit einer Gesamtfläche von 1400 Quadratkilometern werden von etwa 51.000 Menschen bewohnt. Ein großer Teil davon lebt in der Hauptstadt Tórshavn. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 35 Einwohner pro Quadratkilometer (Deutschland: 232 Einwohner pro Quadratkilometer). Demgegenüber leben auf den Inseln etwa 70.000 Schafe! Die wolligen Tiere sieht man überall, auch auf den Straßen, wo sie manchmal unvermittelt, aber in aller Seelenruhe umherspazieren und sich auch von der Autohupe nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nicht nur deshalb ist es empfehlenswert, die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde einzuhalten. Ein anderer Grund sind die manchmal sehr schmalen und einspurigen Nebenstraßen, die sich oft ohne Leitplanken kurvig durch die Berglandschaften winden. Bei Gegenverkehr – der durchaus auch mal aus einem Reisebus bestehen kann – gilt es, vorausschauend zu fahren und immer zu wissen, wo sich die nächste Ausweichstelle befindet. Das gilt übrigens auch für viele der einspurigen und teils langen Tunnels. Leider kommen nicht alle Touristen mit diesen Gegebenheiten klar…

Nichts für Schönwetterliebhaber

Der Wetterbericht ist auf den Färöer-Inseln oft keinen Pfifferling wert. Es kann einem passieren, dass man bei Sonnenschein in einen Tunnel hineinfährt und bei Weltuntergangswetter auf der anderen Bergseite wieder herauskommt. Oder umgekehrt… Auf Grund des Golfstroms, der die Färöer-Inseln umspült, herrscht ein für den Nordatlantik überraschend mildes, aber eben feuchtes Klima. In den Sommermonaten beträgt die Durchschnittstemperatur etwa 13 Grad Celsius und im Winter liegt sie bei rund drei Grad Celsius. Oft fliegen tiefhängende und mit viel Wasser beladene Wolken über die Inseln, die an den höheren Bergen hängenbleiben und sich zum Teil abregnen. Dabei kann man manchmal beobachten, wie sie sich schwerfällig und langsam über die Berggipfel wälzen. Ein sehr schönes Fotomotiv. Zu anderen Zeitpunkten herrscht dichter Nebel bis auf den Boden, was den Fotografen zwingt, sich eher naheliegende Motive wie alte Hafenanlagen zu suchen. Aber zu diesen teils morbide anmutenden Orten passt dann auch eine trübe Wetterstimmung sehr gut. Oder es ist blauer Himmel, ohne ein einziges Wölkchen. Auch das kann passieren und das Interessante ist, dass alles manchmal an einem einzigen Tag geschehen kann.

Welche Location ist die richtige?

Was heisst das für den Fotografen: Flexibel bleiben, die Großwetterlage im Auge behalten und – am wichtigsten – sich eine sehr gute Ortskenntnis aneignen. Wichtige Leitfragen, die für jede Location zu stellen sind:

  • Welche Tageszeit ist ideal? (Achtung: Im Sommer wird es auf den Färöer-Inseln nicht dunkel!)
  • Welches Wetter ist ideal?
  • Bei Motiven am Meer oder an den Seen: Welche Gezeiten bzw. welcher Wasserstand ist nötig?
  • Bei Fließgewässern und Wasserfällen: Reicht der Wasserstand für ein schönes Bild?

Beherzigt man diese Punkte und ist bereit, mit wenig Schlaf auszukommen, ist der Erfolg fast sicher. Fast hätte ich es vergessen: Teilweise ist eine gute körperliche Verfassung, d.h. Kraft in den Beinen, Ausdauer und Gleichgewichtssinn unbedingt nötig. Zum einen kann man die wenigsten Locations mit dem Auto direkt erreichen, sondern muss auch immer einen gewissen Weg über schwieriges Gelände (steinig, matschig, steil) zurücklegen, zum anderen gibt es manche Ecken, die wirklich sehr gefährlich sind und die einen bei einem Absturz das Leben kosten können!