Guten Morgen! Schon länger hatte ich vor, den Sonnenaufgang an der Bopparder Rheinschleife zu fotografieren. Am letzten Wochenende war es dann so weit. Die Wetterbedingungen waren günstig und gemeinsam mit zwei Fotokollegen bin ich nach Boppard aufgebrochen. Die Sonne sollte um 06.24 Uhr aufgehen, doch richtig interessant ist oft die Zeit vor Sonnenaufgang. Also waren wir bereits um kurz nach 05.00 Uhr vor Ort. Zuvor hatten wir uns die Nacht an der Burg Eltz um die Ohren gehauen, aber das ist eine andere Geschichte. Es war noch dunkel, als wir das Restaurant Gedeonseck erreichten, von dem aus man den sagenhaften Ausblick hat. Der Biergarten ist übrigens echt klasse, war aber leider um diese Zeit noch geschlossen. Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Bildentstehung habe ich die Bildbearbeitung ein wenig genauer beschrieben.

Das Fotomotiv und Aufnahmetechnik

Die Rheinschleife bei Boppard ist die größte Schleife des Rheins. Sie wird Bopparder Hamm genannt und nach ihr ist auch die relativ bekannte linksrheinische Weinlage benannt. Steht man oben am Rand des Biergartens, so hat man einen wunderbaren Blick über den Rhein und die rechtsrheinischen Orte Filsen und Osterspai und im rechten Bereich auf die Stadt Boppard. Der Blick geht nach Osten, also ist die Location eine hervorragende Sonnenaufgangslocation. Aber auch abends, besonders wenn der Herbst das Weinlaub bunt gefärbt hat, ist der Ort einen Ausflug wert. Die Location schreit förmlich nach einem Panorama. Ein Blick auf die Karte verrät, dass dieses einen Winkel von etwa 120 Grad umfassen sollte. Bei solchen Motiven bin ich dazu übergegangen, das Bild aus mehreren Einzelbildern zusammenzusetzen. Eine andere Variante ist ja die Verwendung eines Weitwinkelobjektivs mit entsprechend kurzer Brennweite. Mein Fuji XF10-24/4 deckt bei 10 Millimetern Brennweite einen Bildwinkel von gerade mal 110 Grad ab. Das wäre schon eng geworden. Zudem hätte ich am oberen und unteren Rand des Bildes einiges abschneiden müssen, um auf das „panoramagerechte“ Format von 2:1 zu kommen. Dabei hätte ich zu viel an Bildauflösung verloren.

Das Bild entstand dann gegen 06.20 Uhr kurz vor Sonnenaufgang. Ich machte mit Unterstützung meines Panoramakopfes insgesamt neun Aufnahmen mit folgenden Einstellungen:

  • Brennweite 16 mm
  • Blende 5.6
  • Belichtungszeit 0,4 Sekunden
  • ISO 200

Vorne am Objektiv reduzierte ein Reverse GND 0.6 Filter die hellen Bereiche links über dem Horizont ein wenig und sorge für eine ausgewogene Belichtung der Einzelbilder. Für die Panoramaprofis unter den Lesern meines Blogs: Mein Panoramakopf ist selbstgebaut aus Novoflex-Teilen, die ich nicht mehr benötige, aber auch nicht hergeben mag:

  • Kameraplatte QPL1
  • Panoramaplatte PANORAMA=Q
  • Kameraplatte QPL4
  • Schnellwechselplatte Q=MOUNT

Diese Konstruktion reicht für meine Zwecke vollkommen aus.

Bildbearbeitung

Die Einzelbilder habe ich in Lightroom zunächst einmal auf dieselbe Farbtemperatur von 5600 Kelvin gebracht, weil ich bei der Aufnahme vergessen hatte, von Automatischem Weißabgleich auf eine feste Farbtemperatur umzustellen. Aber bei RAW-Bildern ist so eine Korrektur ja zum Glück hinterher noch problem- und verlustlos möglich. Danach hat Lightroom für mich die Bilder zu einem zylindrischen Panorama zusammengerechnet. Die nächsten Schritte waren:

  1. Entfernen eines Kondensstreifens im linken oberen Bereich des Bildes mit dem Bereichsreparaturwerkzeug
  2. Anpassen der Grundeinstellungen des Bildes
  3. Betonung des Himmels und der Wolken mit dem Verlaufsfilter
  4. Beschneiden auf das Endformat von 2:1

Die Grundeinstellungen des Bildes passte ich in Lightroom wie folgt an:

  • Farbtemperatur 5600 Kelvin
  • Tönung +15 (Richtung Violett)
  • Belichtung -0,5
  • Lichter +4
  • Tiefen +20
  • Weiß +10
  • Schwarz 0
  • Klarheit +20
  • Dunst entfernen +15
  • Dynamik +23
  • Sättigung +9

Zusätzlich legte ich zur weiteren Anhebung des Kontrastes eine leichte S-förmige Gradationskurve auf das Bild. Der Himmel gefiel mir schon sehr gut, doch ich wollte die Wolken noch stärker betonen. Dazu legte ich einen Verlaufsfilter in den Himmel der am Horizont mit einem relativ harten Übergang Ende und stellte darin folgende Werte ein:

  • Temperatur -34
  • Belichtung +0,5
  • Klarheit +30
  • Dunst entfernen +11

Das Bild ist weder geschärft noch entrauscht.

Fazit

Hier ist mit wenig Aufwand ein sehr schönes Landschaftspanorama vom Sonnenaufgang an der Bopparder Rheinschleife entstanden. Die vor Ort vorherrschende Stimmung konnte ich einfangen und durch die Bildbearbeitung noch besser herausarbeiten, ohne gleich einen Farbeimer über dem Bild auszukippen. Das Endergebnis hat eine Auflösung von etwa 53 Megapixeln und ist damit auch für sehr große Ausdrucke geeignet. Es macht Spaß, hineinzuzoomen und sich die vielen Details anzusehen. Mit einem Einzelbild wäre das nur mit einer Kamera mit einem wesentlich hochauflösenderen Sensor möglich gewesen. Ach ja: Strenggenommen müsste der Artikel heißen „Kurz vor Sonnenaufgang an der Bopparder Rheinschleife“ 🙂

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